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Himmelwärts erdwärts

Aktualisiert: 3. Apr. 2023


Die Kunst von MONICA GIOVINAZZI ist von überwältigender Vielfalt. Wer durch ihre Galerie im Internet monicagiovinazzi.art wandert, kann nur staunen über den außerordentlichen Reichtum an Themen, Materialien, Ausdrucksformen dieser Künstlerin.


Das Material, aus dem Monica Giovinazzi ihre Werke schafft, sind banale, alltägliche (Fund)Stücke, denen sie auf ihren Gängen durch die Stadt, auf Baustellen, auf Flohmärkten, in Trödelläden oder auch in der eigenen Küche, in eigenen oder fremden Schränken begegnet. Alte Holztüren und Holzreste, Schränkchen und Schubladen, Bettlaken aus feinem Linnen, rostige Nägel, dünne Drähte oder schwere Drahtstäbe, Deckel von Aluminiumdosen, zerschliessene Vliesstoffe, Wegwerfhandschuhe, Papierreste, Seile und vieles andere mehr werden von der Künstlerin als Medium für ihr künstlerisches Schaffen genutzt.


Ihr künstlerischer Impuls speist sich aus tief empfundenen Emotionen, aus Gedanken und (Lebens)Erfahrung, aus Philosophie und Mythologie, aus poetischen Gefühlswelten und literarischen Leseerlebnissen und dem unbedingten Glauben an das Menschliche im Menschen.

Dieser innere Impuls geht mit den unterschiedlichen Materialien und Farben eine innige Symbiose ein, in der etwas Drittes, Neues entsteht: Kunst.


Mit ihrer Kunst möchte Monica Giovinazzi andere Menschen in ihrem Innersten berühren, Emotionen und Erinnerungen wachrufen und poetische und humanistische Impulse auslösen.


Bücher und Engelwesen nehmen in Monica Giovinazzis Universum einen besonderen Raum ein. Bücher als Trägermedium von Vergangenem und Überliefertem, das wir doch nur wie durch einen brüchigen Schleier wahrnehmen können; Bücher als Übermittler von Texten und philosophischen Schriften, deren Inhalte sie in intensiven Studien in sich aufsaugt. Ein rätselhaftes Buch ist auch in dieser Ausstellung zu finden.


Das Werk Die Göttliche Komödie (Fertigstellung 1321) des italienischen Dichters Dante Alighieri und Gedichte von Rainer Maria Rilke sind für Monica Giovinazzi eine lebendige Inspiration, von der ebenfalls Spuren in dieser Ausstellung zu finden sind. In der „Komödie“ (das Wort „göttlich“ wurde erst später hinzugefügt), schreibt Dante über die Schrecken dieser Welt und die noch größeren Schrecken der Hölle: „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren“ - „Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate“.

Es geht darin auch um die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Erkenntnis und um die Macht der Liebe. Besonders aber ist es die Schönheit der Dante’schen Sprache (eine florentinische Ausprägung des Italienischen), die die Künstlerin liebt.


Amor che ne la mente mi ragiona de la mia donna disiosamente, move cose di lei meco sovente, che lo 'ntelletto sovr'esse disvia.”


Sie liebt auch die Sprache Rilkes, die deutschen Verse in den Duineser Elegien (1927). Hier klagt Rilke über sein Fremdsein in der Welt der Menschen, um den Verlust von Vertrautem, die Machtlosigkeit der Liebenden, die Macht des Todes. „Bleiben ist nirgends“. In der ersten Elegie ruft Rilke den „Engel“ an, den er als Gegenpol zum Menschen in vielen seiner Gedichte beschwört, beschreibt, zu fassen versucht.

Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem stärkeren Dasein.“


Diese von Rilke evozierte Engelsgestalt, die keinesfalls religiös zu verstehen ist, fasziniert die Künstlerin; fühlt sie doch in ihrem eigenen Leben das Wirken eines übergeordneten Wesens, eines „Engels“, IHRES Engels, manchmal als eine Art Schutzengel, manchmal als unbestimmtes, luftiges, höheres Wesen, dessen Flügelschlag sie spürt.


Eva-Maria Jenkins-Krumm



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